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Die graue Eminenz – Teil 1

Awram (später auch als Abraham bekannt) ist als Stammvater der Israeliten eine zentrale Figur in der Tora. Nach deren Zeitrechnung lebt er knapp 400 Jahre nach Noach, von dem er direkt abstammt. Awram heiratet Saraj  und zieht mit seinem Vater und seinem Neffen Lot (der wird noch eine Rolle spielen) von Ur-Kasdim nach Charan, wo der Vater stirbt. Nach dessen Tod erscheint G’tt und befiehlt Awram, in das Land zu gehen, das er ihm zeigen wird (12:1). Wenn Arwam das tut, wird G’tt ihn zu einem großen Volk machen und ihn segnen. Gesagt – getan, die ganze Gemeinschaft zieht bis Kena´an, aber aufgrund einer Hungersnot müssen sie nach Mizrajm (also Ägypten).

Hier passiert die erste erstaunliche Geschichte: Awram befürchtet, dass die Ägypter seine Frau Saraj aufgrund ihrer Schönheit  rauben und ihn deshalb töten wollen. Daher sollen sich beide als Bruder und Schwester ausgeben. Das führt jedoch dazu, dass der Pharao die schöne Saraj zu sich in den Palast holt und Awram dafür gebührend entschädigt. Dumm gelaufen. Hinzu kommt noch, dass G’tt unwissentlichen Ehebruch auch als Ehebruch ansieht und daher wird Ägypten von Plagen heimgesucht (es wird nicht das letzte Mal bleiben). Der Pharao ist ob seines Irrtums und der Lüge von Awram erbost und so schickt er ihn – inzwischen sehr wohlhabend – aus Ägypten weg. Anstatt seine Lüge aufzuklären und den Pharao vor einer falschen Tat zu bewahren, lässt es Awram aus Furcht um sein eigenes Leben geschehen – trotz der Strafen, die Ägypten erleiden muss. Moralisch einwandfrei ist sicherlich etwas anderes.

In der Folge trennt sich Awram von Lot (13:9), muss seinem Neffen aber, der sich bei Sedom niederlässt und von den dortigen Bewohnern überfallen wird, zu Hilfe kommen und besorgt ihm mit einem Scharmützel sein Hab und Gut wieder. Das 15. Kapitel handelt vor allem vom Bund zwischen G’tt und Awram. Awram ist etwas ungehalten, da er bisher keinen Sohn hat und kann das ihm gegebene Versprechen nicht so ganz glauben. G’tt wiederholt aber, dass er seine Nachkommen so zahlreich machen wird wie die Sterne am Himmel und dass er der G’tt ist, der Awram aus Ur-Kasdim herausgeführt hat (15:7) und der ihm das ganze Land vom Fluß Mizrajm bis zum Fluß Perat geben wird (15:18).

 

Auffällig sind in diesem Abschnitt mehrere Sachen – abgesehen von der Geschichte mit dem Pharao. G’tt muss sein Versprechen relativ häufig wiederholen und im Kapitel 15 wagt Awram sogar leise Zweifel am Plan G’ttes. Das ist kein Allmächtiger, Furchteinflößender – Awram und G’tt reden auf Augenhöhe. Außerdem wird in dem Abschnitt an mehreren Stellen die spätere Geschichte vom Exodus vorweggenommen – der Pharao, die Plagen, das Bekenntnis „Ich bin der Ewige, der dich aus Ur-Kasdim (später: aus Mizrajm) herausgeführt hat“ und die Andeutung, dass seine Nachfahren 400 Jahre lang in Knechtschaft leben werden. Hier tut sich eine Parallele zwischen Awram und Mosche auf – zwei der wichtigsten Figuren in der Tora. Und in diesem Abschitt taucht zum ersten Mal (14:13) die Bezeichnung „Hebräer“ auf (Awram, der Iwri).

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