Wenn ein Moses-Film selbst zur Plage wird
Bei historischen Filmen ist man aus Hollywood ja inzwischen vieles gewohnt. Solange die Kostüme schick und die Handlung irgendwie spannend ist, sind Genauigkeit und das historische Original nicht so wichtig. Das lässt sich oft unter künstlerischer Freiheit abtun – wenn es nicht den Sachverhalt selbst entstellt (wie z.B. im Film Noah geschehen – Kommentar dazu hier). Aber auch im prominent besetzten und bildgewaltigen Moses-Epos „Exodus – Götter und Könige“ von Ridley Scott geht so einiges daneben.
Es beginnt – wie so oft – mit Kleinigkeiten, die Weglassungen oder Hinzudichtungen aus der eigentlichen Thora sind. Moses (genauer eigentliche Moshe) begeht in der eigentlichen Geschichte einen Mord und muss deswegen aus Ägypten fliehen – im Film wird er verbannt, weil er als Jude kein rechtmäßiges Mitglied der königlichen Familie ist. Auch über so Ungenauigkeiten wie seiner Rückkehr nach Ägypten allein (statt wie in der Thora mit Familie) oder die Tatsache, dass statt einer Stimme aus dem brennenden Dornbusch (den es immerhin gibt) ein Junge zu ihm spricht kann man hinwegsehen. Ebenso fehlt die Säule aus Wolken und Feuer, die den Juden nach dem Auszug aus Ägypten den Weg weist und zwar schlachten die Juden im Film am letzten Tag Lämmer, aber von Mazzot, dem ungesäuerten Brot, ist überhaupt keine Rede – obwohl es eines der zentralen Bestandteile von Pessach ist.
Problematischer wird es dann schon, wenn zentrale Punkte hinzugefügt oder weggelassen werden. Im Film gibt es zwar einen Aharon als Bruder von Moshe – aber die wichtige Rolle als Sprachrohr von Mosche hat er nicht, er taucht nur kurz mal auf. Moshe zettelt im Film mit den Juden einen Guerillakrieg an, was frei erfunden ist. Ob das die Wehrhaftigkeit der Juden demonstrieren oder sie als Aggressoren darstellen soll, bleibt wohl Interpretation der Filmmacher. Auch der Umstand, dass Moshe in der Thora einen einfachen Stab benutzt, um Wunder zu vollbringen, im Film aber sein Schwert eine zentrale Rolle erhält, soll wohl ein (bedenkliches) kriegerisches Symbol des jüdischen Volkes sein.
Positiv muss man anmerken, dass sich der Film an die richtigen Plagen und sogar die richtige Reihenfolge hält. Das ist aber auch schon alles an Gemeinsamkeiten zur Thora-Vorlage. Der immer wiederholte Vorgang, dass Moshe beim Pharao um die Freilassung seines Volkes bittet und die Plagen aufgrund seiner Ablehnung auftreten, fällt nahezu komplett weg. Das Wasser als erste Plage färbt sich ohne jedes Zutun von Moshe rot, auch alle anderen Plagen stehen in keinem Zusammenhang zur gewünschten Exodus. Im Gegenteil, von dem kleinen Jungen als Stimme G’ttes erfährt man sogar, dass die Plagen die Strafe eines rachsüchtigen G’ttes für das Leides des jüdischen Volkes sind – eine unzulässige Verdrehung der biblischen Geschichte. Ein weiteres Kernelement, nämlich dass der Pharao mehrmals die Juden ziehen lassen will und nur durch Eingreifen G’ttes (ER lies sein Herz verhärten) ablehnt und damit weitere Plagen verursacht, findet keine Erwähnung.
Filme – zumal aus Hollywood – sind nie getreue Wiedergaben der Thora-Geschichten. Aber gelegentlich verfälschen sie die Botschaft der Thora in unerträglichem Maß. Im Film ist G’tt rachsüchtig, sein Volk kriegerisch, gewalttätig und hinterhältig und die Plagen kein Druckmittel für den Exodus sondern „Strafe“ für Schlechtbehandlung. Wer die biblischen Texte so verdreht, tut dies entweder aus Unwissenheit oder aus Absicht. In beiden Fällen wären Konsequenzen nötig.
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